Thema: Mein Sohn trotzt nur noch :(

Hallo zusammen,

hoffe es kann mir jemand in diesem forum einen guten Rat geben, ich bin echt am Verzweifeln

Zur Familiengeschichte, mein Mann arbeitet auswärts und ist die ganze Woche über nicht zu Hause. Ich habe seit Okt 09 endlich eine Arbeitsstelle gefunden ist zwar auf 20 WoStd. aber leider im Schichtdienst da es sich um eine soziale Tätigkeit handelt. Also ich arbeite nicht jeden Tag aber wenn dann min. 8 Std. Dienste.
Mein kleiner ist 5 und mein großer 7 Jahre.
Eigentlich waren wir der Meinung das die Kids ganz gut mit der neuen Lebenssituation zu recht kommen. Zumindest bis vor 5 Wochen.

Mein großer ist seitdem nur noch am Trotzen. Egal was ich sage er schreit mich nur an, er macht das jetzt nicht, ich solle ihn in Ruhe lassen, ich würde ihn ständig ärgern und so weiter.
Dabei sind es ganz alltägliche Sachen die ich von ihm verlange wie z. B. Hausaufgaben machen oder sich die Zähne zu putzen oder einfach mal seine Sachen aufräumen. Das hat er vorher auch gemacht (naja das mit dem Aufräumen nicht immer) aber sonst schon.

Er scheut sich auch nicht mitten in der Stadt so aufzuführen, auf den Boden schmeißen und rumbrüllen. Das macht mich total fertig. Das schlimme ist ich weiß manchmal selbst nicht mehr was ich noch machen soll??? Reden hilft meist nicht viel weil er sich so reinsteigert das er in diesem Moment sowieso nicht zuhört. Ich hab es auch schon mit ignorieren versucht, ist ihm aber auch total egal. Und zurückschreien bringt schon dreimal nüscht. Er macht nur noch was er will.

Hatte grade eben wieder eine typische Situation mit ihm. Er hat nach dem Mittagessen mit der Hausaufgabe begonnen. Ich holte in der Zeit schnell den kleinen vom KIGA ab. Sind ja nur 10 min. Als ich zurückkam hatte er inzwischen auf dem Schrank die Kartenpäckchen die ich als Belohnung gekauft habe entdeckt und wollte sie gleich haben.
Habe ihm gesagt das er sich die erst verdienen muss das es ja heute Morgen schon Theater gegeben hatte und die eigentlich als Belohnung gedacht sind. Wollte ihm grade erklären was er dafür tun kann damit er sie verdient, aber soweit kam ich ja gar nicht mehr. Schwupp auf den Boden geschmissen, rumgebrüllt lief dann nach oben in sein Zimmer und knallte die Tür zu.
Habe erst tief durchgeatmet und bin dann hinterher. Er saß auf dem Boden und spielte mit seinen Lego.
Wollte ihm nochmal sagen das er doch seine Hausaufgaben fertig machen sollte und im Wohnzimmer noch seine Sachen hoch ins Zimmer tragen dann hätte er die Karten haben können, aber wie immer kam ich nicht dazu er hörte nur Hausaufgaben fertig machen und fing schon wieder an mich anzuschreien "Laß mich in Ruhe, die mach ich jetzt nicht, du ärgerst mich dauernd"

Ich bin dann einfach gegangen und habe wiedermal geweint, wie so oft die letzte Zeit. Ich weiß echt nicht mehr weiter.
Habe das ganze natürlich auch mit meinem Mann besprochen aber dem ergeht es nicht anders als mir. Ich hatte Wochenenddienst und mein Mann war zu Hause bei den Kindern. Da ist es genau das gleiche erzählte mir mein Mann. Leider hab ich halt die Kinder länger als er desshalb bin ich auch wohl mit den Nerven am Ende.

Sorry für den langen Beitrag aber ich musste das jetzt mal loswerden und hoffe auf gute Tipps

lg
Mama71

Hallo Mama71

habt ihr mal in einer ruhigen Situation mit ihm gesprochen, ob ihm etwas fehlt, ihn etwas bedrückt oder er etwas vermisst?
Vielleicht fühlt er sich ja zurückgesetzt und merkt, dass er mit so einem Aufstand mehr Aufmerksamkeit bekommt.

Wenn Kinder sehr anstrengend sind, gehen manchmal Liebesbekundungen wie Kuscheln, Drücken und "ich hab dich lieb" im Alltag unter.
So anstrengend es auch ist, da sollte man aufpassen.

Haltet durch

Liebe Grüße

Michael

Hallo Michael.

Ja wir haben schon mal in einer ruhigen Minute versucht mit ihm zu reden, aber er ist leider nicht sehr gesprächig und man muss ihm alles aus der Nase ziehen^^. Er sagt das nichts ist und er keine Probleme hat.

Wir dachten auch schon daran ob vielleicht was in der Schule los sei. Aber da ist alles in Ordnung und er hat auch viele Freunde. Auch die Lehrerin sagt das er sich anständig benimmt und mit den Klassenkameraden keine Probleme hat.

Vielleicht liegt es wirklich daran das er sich zurückgesetzt fühlt, muss mich an der eigenen Nase packen da ich wirklich die letzten Wochen nicht oft gesagt habe das ich ihn lieb hab. Das mit dem Kuscheln und Drücken ist so ne Sache, das mochte er noch nie. Ich darf ihm ja oft nicht mal ein Bussi geben weil er sagt er mag das nicht er sei ja kein Baby mehr.

Ich werde mir Deinen Rat mal zu Herzen nehmen und beim nächsten Aufstand ihn einfach mal Drücken und ihm sagen das ich ihn lieb hab und natürlich auch öfter darauf achten das er nicht zu kurz kommt. Vielleicht hilfts ja.

Danke für Deine Antwort

lg
Mama71

Hallo Mama71,

ich kenne die Situation. Unser Grosser, 6 Jahre, hat auch div. Trotzanfälle. Er hat als 2/3 jähriger miterleben müssen, wie seine Mama nach der Geburt des kleinen Geschwisterchen von jetzt auf gleich über ein halbes Jahr weg war, weil das Kleine mit einer lebensbedrohlichen Krankheit geboren wurde und nicht klar war, ob es überhaupt überlebt. Ich musste mit ihr in eine Spezialklinik mehrere hundert Kilometer entfernt und konnte mich nicht um ihn kümmern. Er hatte in dieser für uns allen schweren Zeit "nur" Papa und die Grosseltern, die ja aber auch die emotionale Achterbahnfahrt mitgemacht haben. Erschwerend kam hinzu, dass wir alle von der Krankheit überrascht wurden, in der Schwangerschaft deutete nichts darauf hin, am Tag nach der Geburt wurde sie dann direkt per Heli verlegt. Wir konnten ihn und uns also nicht vorbereiten.

Lange Rede, kurzer Sinn: die Ursachen sind unterschiedlich, aber die Wirkung ist dieselbe, er bockt, was, das Zeug hält, speziell, wenn er seine "Phasen" hat. Grundsätzlich sind die dann, wenn die zeitintensive Pflege seiner Schwester noch mehr Kapazität abzieht. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass er natürlich nur um Aufmerksamkeit bettelt, so schizophren das ist, neg. Aufmerksamkeit ist besser als keine. Unsere Methode: er hat feste Zeiten mit mir bzw. Papa, wobei ich wohl wichtiger bin, Papa war damals ja da. Ich versuche, diese Zeiten tgl. mit ihm zu haben und wenn es nur ein Buch ist, das ich vorlese. Manchmal schaffen wir es, dass wir gemeinsam etwas unternehmen und sei es nur wie gestern ein KA-Besuch, weil er so furchtbar hustet. Ich verkaufe ihm das dann als "unsere Zeit", im Wartezimmer vom KA kann man dann reden usw. Ich habe über die Zeit gemerkt, dass das das einzige ist, was wirklich hilft, das und viel loben.

Ich gebe sofort zu, dass das sehr anstrengend ist und auf Kosten der eigenen Zeit geht, aber aus unserer Sicht: es lohnt sich. Er (und ich auch) geniesst die Zeit und es wird besser.

Ich wünsche dir gute Nerven und Durchhaltevermögen.

Lg,

schlumpfi

Danke Schlumpfi,

ja es kostet wirklich viel Zeit und Geduld, ich habe mich jetzt die letzten Tage stark zusammennehmen müssen um seine Trotzanfälle zu überstehen aber ich glaube das es langsam besser wird . Seine Phasen werden weniger (meine ich zumindest^^) das wichtigste ist ruhig bleiben, was oft sehr schwer ist.

Da er die letzte Woche auch bei den Hausaufgaben Probleme machte hab ich mich mit der Lehrerin abgesprochen das wenn er sie nicht innerhalb von 1 1/2 Std fertig hat ich einfach die Sachen verräumen soll und ihr kurz ne Mitteilung schreibe damit sie bescheid weiß.
Er hatte letztens ca. 4 Std. verbummelt, war ich dabei hat er rumgezickt, ging ich raus und schaute ab und zu wieder vorbei hat er gemalt oder meinte er müsste was zerschnippeln. Alles nur nicht die Hausaufgabe machen. Mir kam es so vor als ob wir nur einen reinen Machtkampf führten wer länger durchhält.
Eins gibt mir jedenfalls Mut^^ wenn ich in diesem Forum manchen Beitrag lese weiß ich das ich nicht alleine bin und es auch anderen Eltern so geht
Tja, also ich wünsche allen gestressten Eltern gute Nerven und viel Ausdauer

lg
Mama71